Von Voodoo bis Unfug

Glaubensfragen

Einerseits ist es wunderbar, dass unser Hören kein rein physikalischer Akt, sondern eine komplexe Sinneswahrnehmung ist. Andererseits schafft das die Möglichkeit, uns zu täuschen – oder uns täuschen zu lassen. Denn in der Frage „Was klingt besser?“ haben wir eine große Einbildungskraft. Und damit sind wir schon mittendrin in der Welt der akustischen Glaubenskriege.

Als Akustiker wissen wir, dass jedes Objekt im Raum einen akustischen Effekt hat. Tatsache ist allerdings, dass in einem Raumvolumen von z.B. 70 m³ ein Gegenstand von ein paar cm³ die Akustik nicht sonderlich beeinflussen kann. Es sei denn, unsere Phantasie ist stark genug – und dafür sorgen schon die Preise für edle Klangverbesserungsteilchen. Um diese Ausgabe zu rechtfertigen, können wir dann auch den Effekt hören!

Der Markt der Voodoo- und Nonsens-Produkte ist unerschöpflich. Das liegt auch daran, dass unser Hörsinn sich eben nicht dauerhaft betrügen lässt. Deshalb sind die begeisterten Voodoo-Käufer von heute auch die Weitersuchenden und Wiederkaufenden von morgen. Ein solches Kreislaufmodell lässt sich mit fundierten Akustiklösungen natürlich nicht machen. 

Auch wir lieben das Musikhören und lassen uns von Audiotechnik begeistern. Wir kennen den Spaß am Experimentieren und das Glücksgefühl bei kleinsten Erfolgen. Wir kooperieren mit Herstellern, die ebenso akribisch Materialien und Bauelemente auswählen und in der Summe exzellente Wiedergabesysteme auf den Markt bringen. Wir glauben auch an den Klangeffekt von analogen Kabeln – aber wir sind uns sicher, mit unserer Technik die größeren Veränderungen schaffen zu können.

Wenn wir den Raum als dritten Lautsprecher akzeptieren, setzt der gesunde Menschenverstand wieder ein. Hier geht es nicht um Nachkommastellen, sondern um eine funktionierende Basis dafür, dass wir die Feinheiten überhaupt erst wahrnehmen können. Das rechnet sich, denn mit der selben Investitionssumme erreichen wir durch klassische, professionelle raumakustische Maßnahmen sehr viel mehr – vielleicht sogar so viel, dass Sie, statt sich weiter mit Feinheiten zu quälen, endlich wieder Lust aufs Musikhören bekommen.

Das wäre dann schlecht für die Voodoo-Industrie, aber gut für Sie.